bergbau 2/2006
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aktuell
berg
bau
Ölquellen gewinnen unter anderem Ver-
fahren zur Kohleverflüssigung wieder an
Bedeutung. Denn Kohle wird auch dann
noch in großen Mengen vorhanden sein,
wenn das Erdöl längst knapp geworden ist.
Bislang hatte dieser Weg der Treibstoffge-
winnung hierzulande keine Chance, vor al-
lem aus Kostengründen. Lediglich Südafri-
ka und seit kurzem auch China ­ zwei Län-
der mit großen Kohlevorkommen ­ verfü-
gen über entsprechende Anlagen. Doch
offenbar stehen die entsprechenden Pro-
zesse, deren Grundlagen Anfang des
20.Jahrhunderts in Deutschland entdeckt
wurden und die im Dritten Reich kriegstak-
tisch wichtigen Treibstoff lieferten, auch
hierzulande vor einer Renaissance.
Die Nutzung der Kohleverflüssigung un-
terlag bislang einer Einschränkung: Nur so
genannte Fettkohle, also dichte Kohle mit
einem hohen Anteil an flüchtigen Bestand-
teilen, ließ sich in flüssige Kohlenwasser-
stoffe umwandeln. Forschern am Max-
Planck-Institut für Kohlenforschung in Mül-
heim ist es nun jedoch gelungen, auch so
genannte hochinkohlte Kohlesorten zu
verflüssigen, zu denen beispielsweise Eß-
und Magerkohle gehören. Sie zeichnen
sich durch einen hohen Anteil an aromati-
schen Baugruppen aus, weshalb sich ihre
Nutzung bislang nur auf Verbrennungs-
oder Vergasungsprozesse beschränkte.
Für gewöhnlich verwendet man bei der
Kohleverflüssigung einen festen, unlösli-
chen Eisenoxid-Katalysator. Dieser kann
jedoch nicht in das aromatische Netzwerk
der Magerkohle eindringen. Die Wissen-
schaftler um Matthias Haenel haben diese
Schwierigkeit mit löslichen Bor- und Jod-
verbindungen behoben. Die Jodborane
zerstören nämlich das feste Gefüge der
Magerkohle. Sie spalten zum einen die
Bindungen innerhalb großer aromatischer
Verbände, was mit einer Hydrierung der
frei gewordenen Bindungsarme einher-
geht. Zum anderen übertragen sie Was-
serstoff direkt auf die aromatischen Mo-
leküle, wodurch die Doppelbindungen der
Ringe aufgebrochen werden. Die auf die-
se Weise hydrierte Kohle kann ansch-
ließend einem konventionellen Hy-
drocracking-Prozess unterworfen werden,
der schließlich flüssige Produkte liefert,
berichten die Forscher in der Zeitschrift
,,Angewandte Chemie" (Early View).
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom
18.01.2006
Russland drosselt Gaslieferun-
gen in den Westen
Russland hat seine Gaslieferungen in
den Westen zum zweiten Mal innerhalb ei-
nes Monats eingeschränkt. Italien, Un-
garn, Kroatien, Bosnien und Serbien er-
hielten gestern zwischen 10 und 25 % we-
niger Erdgas als vereinbart. Auch nach
Deutschland fließt weniger als geplant. ,,Es
gibt kleine Einschränkungen bei Gasliefe-
rungen aus Russland, die uns aber keine
Sorgen machen", sagte Burckhard Berg-
mann
, Chef des größten deutschen Ga-
simporteurs E.ON Ruhrgas, der FTD. Die
Kunden würden uneingeschränkt versorgt.
Russland benötigt momentan selbst große
Mengen an Energie. Grund dafür ist ein un-
gewöhnlich harter Winter mit Temperatu-
ren von minus 30 °C in Moskau. Die Be-
schränkungen nur gut zwei Wochen nach
dem kurzfristigen Lieferstopp in die Ukrai-
ne verstärken allerdings die Zweifel an
Russlands Lieferzuverlässigkeit.
Italiens Industrieminister Claudio Scajo-
la
berief gestern eine Krisensitzung der
großen Versorger ein. Zuvor hatte sich ab-
gezeichnet, dass das Land gut 12 % weni-
ger russisches Gas erhalten würde als
sonst. Am Vortag hatte Russlands Export-
monopolist Gasprom 7 % weniger gelie-
fert. Die niederländische Gasunie sprang
ein und erhöhte die Liefermengen auf das
vertraglich vereinbarte Maximum. Ungarn
erhielt nach eigenen Angaben 20 % weni-
ger Gas aus Russland.
Der harte Frost beeinträchtigt auch die
Lieferungen anderer Energiearten. Der
russische Stromerzeuger UES hat den Ex-
port von Strom nach Finnland wegen der
hohen Nachfrage im Inland um ungefähr
ein Drittel verringert. Auch die Ölprodukti-
on in Sibirien ging wegen der tiefen Tem-
peraturen zurück. Die Anfälligkeit der
westeuropäischen Gaswirtschaft für
Störungen in der Lieferkette steige gene-
rell, sagte Bergmann. Es gibt nicht gerade
Erdgas im Überfluss, so der Ruhrgas-
Chef. Die Versorgungslage in Europa ist
insgesamt sehr viel knapper als vor eini-
gen Jahren.
Quelle: Michael Gassmann in Financial Times
Deutschland, Hamburg, vom 20.01.2006
Neue Angst vor Ölpreisrekorden
Auch wenn sich am Donnerstag die Öl-
notierungen nicht noch weiter erhöht ha-
ben, werden die Warnungen vor neuen
Rekordpreisen lauter. Die Marke von 70 $
pro Barrel, die im vergangenen August
erstmals erreicht worden war, könnte bald
abermals überschritten werden, schreibt
etwa die Investmentbank Goldman Sachs
in ihrem neuen Marktausblick. Einen
Grund für die Prognose bilden jüngste
Äußerungen, die kein Nachgeben der ira-
nischen Führung in der Atom-Frage erken-
nen lassen.
Wenn der Westen mit Sanktionen versu-
che, Teheran zum Einlenken zu bewegen,
werde dies zu einer Krise im Ölsektor und
vor allem zu einem Preisanstieg führen,
sagte Wirtschaftsminister Davud Danesch-
Dschafari
laut der amtlichen Nachrichtena-
gentur Irna. Er warnte die westlichen Staa-
ten davor, iranische Bankguthaben oder
andere Vermögenswerte einzufrieren. Er
vermied es jedoch, mit einer Drosselung
der Ölexporte zu drohen. Zentralbankchef
Ebrahim Scheibani
hatte am Mittwoch ge-
sagt, seine Regierung werde notfalls Ver-
mögenswerte aus dem Ausland zurück-
schaffen. Iran ist mit einem Fördervolumen
von 2,4 bis 2,5 Mio. Barrel / d der viert-
größte Ölexporteur der Welt. Angespannt
ist die Situation beim Öl auch, weil die
Unruhen in Nigeria andauern. Aufständi-
sche halten vier Ölarbeiter als Geiseln
fest und Shell hat 300 Mitarbeiter evaku-
iert, nachdem es jüngst bei Überfällen
auf Ölanlagen zwei Tote gab. Shell zu-
folge entfällt durch die Sicherheitsmaß-
nahmen eine Produktion von 220 000 Bar-
rel \ d.
Gleichzeitig scheint der Verbrauch von
Öl wieder stärker zu wachsen. So rechnet
das amerikanische Energieministerium in
seinem jüngsten Ausblick für 2006 mit ei-
nem Nachfrage-Anstieg in den USA um
1,4 %; vergangenes Jahr hatte der Ver-
brauch stagniert. Das Ministerium progno-
stiziert für 2006 im Jahresdurchschnitt ei-
nen Preis von gut 63 US $ / Barrel. Dies
würde gegenüber dem Durchschnitt des
vergangenen Jahres einen Anstieg um
12% bedeuten. Ähnlich schätzt Otmar Is-
sing
, Chefvolkswirt der Europäischen Zen-
tralbank (EZB), die Situation ein. ,,Die ge-
nerelle Erwartung ist, dass die Ölpreise für
einige Zeit auf hohem Niveau bleiben, und
es könnte schlechter kommen", sagte er in
einem Fernsehinterview der Nachrichtena-
gentur Bloomberg. In ihrem neuen Mo-
natsbericht schreibt die EZB, dass derzeit
selbst sehr kleine Veränderungen von An-
gebot, Nachfrage oder Vorräten zu großen
Preisausschlägen führen können. Auf
Grund der nahezu vollständigen Ausla-
stung von Förder- und Verarbeitungs-Ka-
pazitäten hätten sich früher gültige Ge-
setzmäßigkeiten am Ölmarkt offenbar ver-
ändert.
Quelle: Gerd Zitzelsberger in Süddeutsche Zei-
tung, München, vom 20.01.2006
K+S erwartet für das Jahr 2005
ein operatives Ergebnis von rund
250 Mio.
Die K+S Gruppe erwartet nach einer vor-
läufigen Hochrechnung für das Geschäfts-
jahr 2005 ein operatives Ergebnis (EBIT I)
von rund 250 Mio.
. Bisher wurde für das
Gesamtjahr ein operatives Ergebnis zwi-
schen 225 und 235 Mio.
prognostiziert.
Ursache für die Erhöhung war ein guter
Geschäftsverlauf zum Jahresende insbe-
sondere im Geschäftsbereich Salz sowie
im Geschäftsbereich Kali- und Magnesi-
umprodukte.
Quelle (Auszug): Ad-hoc-Meldung der K+S Ak-
tiengesellschaft vom 27.01.2006