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bergbau 2/2006
aktuell
berg
bau
Vielfältigen Energiemix in Europa
sichern
Die Sicherheit der Stromversorgung ist
mehr als eine nationale Aufgabe. Deutsch-
land liegt im Zentrum des europäischen
Energiemarktes und muss deshalb ver-
stärkt Einfluss nehmen auf ein Energie-
konzept für ganz Europa. Das erklärte
Werner Brinker
, Präsident des Verbandes
der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), Berlin.
Alle Akteure im Strommarkt brauchten
langfristig verlässliche und berechenbare
Rahmenbedingungen. Die Politik sei ge-
fordert, ein Investitionsklima für Innovatio-
nen und eine effiziente und sichere Ener-
gieversorgung zu schaffen. Brinker: Ein
vielfältiger Energiemix sowie wachsende
Energieeffizienz sind die besten Mittel, um
Versorgungs- und Preisrisiken zu mildern
sowie Auswirkungen auf die Umwelt zu be-
grenzen.Zentrales Ziel eines energiepoliti-
schen Gesamtkonzeptes müsse die Ba-
lance zwischen Versorgungssicherheit,
Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglich-
keit sein. Das gelte für die Energiepolitik in
Deutschland ebenso wie in Europa. Wirt-
schafts- und Umweltpolitik müssen syn-
chronisiert werden, forderte Brinker. Ins-
besondere müsse die Belastung der deut-
schen Strompreise durch Steuern und Ab-
gaben gestoppt werden. Der Staatsanteil
an der Stromrechnung eines Durch-
schnittshaushaltes betrage inzwischen
rund 40 %.
Quelle: Strom-Linie, Berlin, vom 17.01.2006
Steinkohle sieht Chancen in der
Ferne
Weltweite Kohleförderung wächst mit
steigendem Strombedarf - Nichtsubventio-
nierter Bergbau künftig auch in Deutsch-
land? Kohle ist weltweit ein wichtiger En-
ergieträger. Auch in Deutschland gewinnt
sie an positiver Einschätzung. Von ihr
hängt auch die deutsche Bergbautechnik
ab, die sich weltweit erfolgreich verkaufen
lässt.
Bei der gegenwärtigen energiewirt-
schaftlichen Debatte um sichere Versor-
gung und den richtigen Energiemix kommt
plötzlich wieder der Faktor deutsche Stein-
kohle auf den Plan. Insbesondere deshalb,
weil regenerative Energieträger wie Wind-
kraft und Solarenergie als kostenriskante,
unstete Quellen betrachtet und als zu lei-
stungsschwach angesehen werden, um
für eine sichere Grundversorgung planbar
zu sein.
Betrachte man die gigantische globale
Nachfrage an Rohstoffen, so sei und blei-
be ,,Kohle als Energiequelle weltweit un-
verzichtbar. In der internationalen Strom-
erzeugung ist sie Energieträger Nummer
eins." Dies sagte der damalige Bundes-
wirtschaftsminister Wolfgang Clement auf
dem Deutschen Steinkohlentag im No-
vember 2005. Weiter: ,,Zu etwa 38% wird
Strom aus Kohle gewonnen. Daran wird
sich in absehbarer Zeit nichts grundlegend
ändern. Kohleverbrauch und Kohleförde-
rung werden ähnlich dynamisch wachsen
wie der Strombedarf." Kohle sei der einzi-
ge Energieträger, über den Deutschland in
nennenswertem Umfang selbst verfüge.
Rund 90% der Energiereserven Deutsch-
lands entfallen auf Kohle, etwa 2/3 hiervon
seien Steinkohlevorräte.
Vor dem Hintergrund erscheint es abwe-
gig, sicherheits- und betriebstechnisch
aufwändig erschlossene Lagerstätten
dichtzumachen. ,,Das Thema Kohlenge-
winnung bekommt in der öffentlichen
Wahrnehmung, mal abgesehen von der
Subventionsfrage, wieder eine positive Be-
legung. Dies gilt gleichermaßen für Koks-
und Energiekohle. Ich bin mir ziemlich si-
cher, dass man bei den anstehenden Re-
gierungsgesprächen zur Energiefrage
auch die heimische Kohlenförderung wie-
der stärker in den Fokus rückt", prognosti-
ziert Prof. Dr.-Ing. Günther Apel, Bergbau-
experte bei der Deutschen Montan Tech-
nologie GmbH (DMT) in Essen. Es werde
zu überlegen sein, den Zugang zu Lager-
stätten offen zu halten und die Grubenfel-
der nicht irreversibel voll laufen zu lassen.
Apel
ist sich sicher, dass je nach Welt-
marktniveau auch ein nicht subventionier-
ter Steinkohlenbergbau in Deutschland
möglich sein wird, wie er derzeit in Eng-
land, Kanada, USA oder Australien betrie-
ben wird. Zwar müsse man in den besag-
ten Ländern nicht in über 1000 m Tiefe vor-
dringen, doch selbst unter den geologisch
schwierigeren Abbaubedingungen in
Deutschland sei ein privatwirtschaftlich fi-
nanzierter Bergbau in 15 bis 20 Jahren
möglich. Apel erinnert an das geplante
Kokskohlen-Bergwerk Donar nördlich von
Hamm, das sich ausschließlich über priva-
te Investoren tragen soll.
Der deutsche Bergbau bringt auch wei-
teren Nutzen. Heimische Bergtechnik, be-
sonders aus NRW, ist weltweit Marktfüh-
rer. Die hier erforschten und erprobten
Technologien - Exploration, Gebirgsbe-
herrschung, Nutzung von Grubengas, Be-
wetterung, Förder-, Abbau- und Sicher-
heitstechnik - werden in Gruben rund um
die Welt eingesetzt. Innovationen sollen
den deutschen Steinkohlenbergbau lang-
fristig produktiver gestalten und lassen
sich heute prima vertreiben. ,,Die Bergbau-
technik in Nordrhein-Westfalen verkauft
Dienstleistungen und Produkte weltweit
außerordentlich erfolgreich", erklärt NRW-
Wissenschaftsstaatssekretär
Michael
Stückradt
. Die deutschen Zulieferer etwa
würden im untertägigen Bergbau einen
Weltmarktanteil von rund 40% halten.
Quelle: VDI nachrichten, Düsseldorf, 27.01.2006
Die Saar braucht die Kohle
Der DGB Saar hat sich auf seiner Zwei-
ten Ordentlichen Landeskonferenz (Motto:
Die Würde des Menschen ist unser Maß-
stab) am Wochenende in der Saarbrücker
Saarlandhalle für die Erhaltung des Stein-
kohlenbergbaus im Saarland ausgespro-
chen. Die 50 Delegierten forderten den
saarländischen Ministerpräsidenten Peter
Müller
(CDU) auf, von seinem Kurs des
Auslaufbergbaus im Saarland wieder ab-
zurücken. Die gesamtwirtschaftliche Wert-
schöpfung von rund 1 Mrd.
jährlich durch
den saarländischen Steinkohlenbergbau
sei für das Land ökonomisch unverzicht-
bar. Roth: Ohne diese Wertschöpfung
kann dieses Land nicht überleben. Wir
können nicht zulassen, dass einem Saar-
land ohne Kohle der Hahn abgedreht wird.
Vor dem Hintergrund global steigender En-
ergiepreise sei ein heimischer Energie-
sockel unerlässlich, hieß es weiter. Ohne
politisches Störfeuer habe das Bergwerk
Saar große Chancen, auch langfristig er-
halten zu bleiben. Weiterhin sprach sich
die Landeskonferenz für die politische
Selbstständigkeit des Saarlandes aus:
Das Saarland als Brücke zu Frankreich,
Luxemburg und Europa muss als eigen-
ständiges Bundesland erhalten werden.
Das setze eine deutliche Stärkung der
Wirtschaftskraft voraus. Nötig sei die ge-
zielte Förderung leistungsfähiger Indu-
striekerne bei Stahl, Automobil, Energie-
produktion mit Kohle sowie Bau.
Auch Dietmar Muscheid, Vorsitzender
des DGB-Bezirkes West (in dem DGB
Saar und DGB Rheinland-Pfalz zusam-
mengebunden sind), warnte Müller vor sei-
nem Kurs des Auslaufbergbaus: Mit Schul-
schließungen und Auslaufbergbau ist die-
se Landesregierung auf bestem Weg, aus
dem Saarland einen lahmen Gaul zu ma-
chen.
Quelle: Udo Rau in Saarbrücker Zeitung, vom
23.01.2006
Renaissance der flüssigen Kohle
Die Öl-und Gasreserven der Erde wer-
den in nicht allzu langer Zeit erschöpft sein.
Darüber sind sich die Experten einig. Ob
die Vorräte den ständig wachsenden En-
ergieverbrauch der Menschen noch 20, 40
oder gar 60 Jahre lang decken können, ist
zwar noch umstritten. Weitgehende Übe-
reinstimmung herrscht aber in dem Punkt,
dass dringend neue Energiequellen aufge-
tan werden müssen. Dementsprechend
breit gefächert sind die derzeitigen For-
schungsaktivitäten auf diesem Gebiet. Sie
reichen von der Entwicklung neuer Verfah-
ren wie etwa der Kernfusion bis hin zu
Überlegungen, wie sich vorhandene Ener-
gieträger effizienter oder anders nutzen
lassen. Vor dem Hintergrund versiegender